Wie viel Cholesterin ist zu viel?
Wenn Ärzt*innen von „zu hohem Cholesterin“ sprechen, dann meinen sie das LDL-Cholesterin. Denn mit diesem hängt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Aber ab wann ist das Cholesterin zu hoch? Welcher Cholesterinwert ist „gesund“? Die Antwort hängt davon ab, welche anderen Erkrankungen und weiteren wichtigen Merkmale bei einem Menschen vorliegen, die das Risiko für eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie einen Herzinfarkt, erhöhen können.
Die Faustregel lautet:
Je größer die Anzahl bestimmter Vorerkrankungen, desto niedriger sollte der Cholesterinwert sein.
Fachleute empfehlen daher für die verschiedenen Risikogruppen jeweils sogenannte Zielwerte für das LDL-Cholesterin im Blut, um das Risiko für Herz und Kreislauf zu senken. Der Cholesterinwert im Blut wird im Laborbefund entweder als Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder als Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben. Die folgenden Zielwerte für das LDL-Cholesterin werden von medizinischen Fachgesellschaften vorgeschlagen (European Society of Cardiology, ESC, und European Atherosclerosis Society, EAS).
Bei Menschen mit einem sehr hohen Herz-Kreislauf-Risiko, wie zum Beispiel nach einem Herzinfarkt, liegt der Zielwert für das LDL-Cholesterin bei weniger als 55 mg/dl oder 1,4 mmol/l.
Risiko | LDL-Cholesterin |
Gesunde Menschen ohne Risikofaktoren | Der LDL-Cholesterin-Zielwert bei gesunden Menschen ohne Risikofaktoren beträgt weniger als 116mg/dl oder 3,0 mmol/l. |
Gesunde Menschen mit mäßig erhöhtem Risiko |
Ein mäßig erhöhtes Risiko besteht zum Beispiel bei:
Diese Personengruppen sollten ein LDL-Cholesterin von unter 100 mg/dl oder 2,6 mmol/l aufweisen. |
Menschen mit einem hohen Risiko |
Ein hohes Risiko für eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung liegt zum Beispiel in diesen Fällen vor:
Für diese Menschen gilt ein idealer LDL-Cholesterin-Zielwert von unter 70 mg/dl oder 1,8 mmol/l. |
Menschen mit einem sehr hohen Risiko |
Ein sehr hohes Herz-Kreislauf-Risiko haben beispielsweise Menschen mit
In diesen Fällen sollte der LDL-Cholesterin-Zielwert unter 55 mg/dl oder 1,4 mmol/l liegen. |
Menschen mit einem extrem hohen Risiko | Ein extrem hohes Herz-Kreislauf-Risiko haben zum Beispiel Menschen mit einem Herzinfarkt, die innerhalb von 2 Jahren einen weiteren Herzinfarkt erleiden, obwohl sie cholesterinsenkende Medikamente in einer hohen Dosis eingenommen haben. Für sie gilt ein empfohlener LDL-Cholesterin-Zielwert von weniger als 40 mg/dl oder 1,0 mmol/l. |
Wichtig zu wissen: Es gibt keinen zu niedrigen Cholesterinwert. Jede Körperzelle kann selbst Cholesterin herstellen, wenn sie es braucht.
Laborbefunde verstehen: Welche Blutfettwerte gibt es noch?
Zur Bestimmung des LDL-Cholesterin-Werts wird in der Arztpraxis eine Blutprobe entnommen und im Labor mit verschiedenen Methoden untersucht. Im Praxisalltag wird das LDL-Cholesterin oft nicht direkt gemessen, sondern es wird mithilfe anderer Blutfettwerte und spezieller Formeln berechnet.
Neben dem LDL-Cholesterin-Wert enthält der Laborbefund meistens noch Messwerte von anderen Blutfetten – das sogenannte Lipidprofil. Hier sind die häufigsten Laborwerte im Zusammenhang mit dem Blutfett zusammengefasst.
- Gesamtcholesterin: Dieser Wert wird direkt im Blut gemessen und enthält (fast) alle enthaltenen Cholesterin-Arten, darunter das LDL- und HDL-Cholesterin sowie das Lipoprotein(a).
- HDL-Cholesterin: Die Menge des „guten“ Cholesterins wird ebenfalls direkt aus der Blutprobe bestimmt. Im Gegensatz zu den anderen Blutfettwerten, ist „mehr“ HDL-Cholesterin „besser“ für Herz und Gefäße.
- Triglyzeride: Dabei handelt es sich um eine weitere Art von Fettmolekülen, die chemisch anders als Cholesterin aufgebaut sind. Triglyzeride werden zum Großteil mit der Nahrung aufgenommen und enthalten lebenswichtige Fettsäuren. Der Körper braucht Triglyzeride als Energielieferanten und als Energiespeicher. Die Menge der Triglyzeride wird ebenfalls direkt im Blut gemessen.
- Lipoprotein(a): Manchmal wird auch die Lipoprotein(a)-Menge geprüft. Dieses Lipoprotein unterscheidet sich vom LDL- oder HDL-Cholesterin, da es aus weiteren Inhaltsstoffen besteht und seine Partikel kleiner sind. Ein erhöhter Lipoprotein(a)-Spiegel kann auf ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko hinweisen. Seine Menge im Blut lässt sich aber derzeit nicht durch beispielsweise Ernährung oder Medikamente beeinflussen. Daher reicht es meistens aus, wenn das Lipoprotein(a) nur einmal im Leben gemessen wird.
- Non-HDL-Cholesterin: Dieser Wert wird aus der Differenz von Gesamtcholesterin und HDL-Cholesterin berechnet und enthält alle Cholesterin-Arten, die zur Entwicklung einer Arteriosklerose beitragen können (atherogene Lipoproteine).
Wie für das LDL-Cholesterin gibt es auch für diese Blutfette Idealwerte. Diese Werte werden für gesunde Menschen empfohlen:
HDL-Cholesterin | Frauen: über 45 mg/dl (1,2 mmol/l) Männer: über 40 mg/dl (1,0 mmol/l) |
Triglyzeride (nüchtern) | Weniger als 150 mg/dl (1,7 mmol/l) |
Non-HDL-Cholesterin | Weniger als 130 mg/dl (3,4 mmol/l) |
Lipoprotein(a) | Weniger als 30 mg/dl (70 nmol/l) |
Wichtig zu wissen: Ein hoher Wert für HDL-Cholesterin gleicht nicht zu hohe Werte für das LDL-Cholesterin oder Non-HDL-Cholesterin aus.
Tipp: Gesundheitsuntersuchung nutzen
Gesetzlich Krankenversicherte können zwischen dem 18. und 35 Lebensjahr einmal und ab dem 35. Geburtstag alle 3 Jahre eine Gesundheitsuntersuchung in Anspruch nehmen. Dabei werden abhängig vom Alter auch die Blutfettwerte (gesamtes Lipidprofil) gemessen:
- Zwischen 18 und 35 Jahren wird das Lipidprofil ermittelt, wenn Risikofaktoren bestehen, wie zum Beispiel Übergewicht, Bluthochdruck oder familiäre Fettstoffwechsel-/Herzerkrankungen.
- Ab 35 Jahren wird immer ein Lipidprofil bestimmt.
Dieses „gesamte Lipidprofil“ enthält die folgenden Messwerte:
- Gesamtcholesterin
- LDL-Cholesterin
- HDL-Cholesterin
- Triglyzeride
Referenzen:
- Deutsche Herzstiftung e. V. Laufs U. Cholesterin – was ist das? Stand: 23.06.2023, unter: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/cholesterin/was-ist-cholesterin. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Mach F, et al. ESC Scientific Document Group. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. Eur Heart J. 2020;41(1):111-188, unter: https://academic.oup.com/eurheartj/article-lookup/doi/10.1093/eurheartj/ehz455. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Was ist Cholesterin und wie entsteht Arteriosklerose? Stand: 20.10.2021, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/was-ist-cholesterin-und-wie-entsteht-arteriosklerose.html. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Huff T, Boyd B, Jialal I. Physiology, Cholesterol. [Updated 2023 Mar 6]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan., unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK470561/. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. Fettstoffwechselstörung: Welche Blutfette gibt es? unter: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fettstoffwechselstoerung/welche-blutfette-gibt-es.html. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. Patientenratgeber Fettstoffwechselstörungen. Stand: 2018, unter: http://www.lipid-liga.de/wp-content/uploads/1007_Patientenratgeber_Fettstoffwechselst%C3%B6rungen-1.pdf. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Gesundheitsuntersuchung Check-up, unter: https://www.kbv.de/html/5540.php. Zuletzt abgerufen am 03.05.2024.
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